Interview bei Deutschlandfunk Kultur

Gestern war ich bei Deutschlandfunk Kultur in der Sendung „Tonart“ zu Gast und durfte mit Oliver Schwesig über mein Buch zu Urheberrecht und Sampling sprechen, das kürzlich beim Büchner-Verlag erschienen ist. In dem Gespräch ging es natürlich auch um die unendliche Geschichte um das „Metall auf Metall“-Sample von Kraftwerk, das Moses Pelham für „Nur mir“ 1997 verwendet hat und das seitdem alle Gerichtsinstanzen bis hinauf zum Bundesverfassungsgericht und dem Europäischen Gerichtshof beschäftigt. Aber hört selbst, ich hab das Interview mitgeschnitten und verletzte nun durch’s Hochladen des MP3 vermutlich das Leistungsschutzrecht von Deutschlandfunk Kultur… 😉

Klick: Interview Tonart 06.02.2020

Edit: Mittlerweile hat Deutschlandfunk Kultur das Interview auch in seine eigene Mediathek geladen.

Interview für landr zu Sampling, Urheberrecht und Kreativität

Duane Storey via Attribution Engine. Licensed under CC BY-NC-ND

Annika Wegerle von der Mastering-Website landr.com hat mir ein paar Fragen zu aktuellen Entwicklungen im Sampling-Bereich gestellt und ich habe sie sehr gerne beantwortet. Vielen Dank für die Anfrage! Hier entlang zum Interview.

Um genauer zu verstehen, wie bestimmte Kernkonzepte der Musik heute gefasst werden müssen, und inwiefern das Sampling Symbol für eine neue Musikbranche und -kultur ist, haben wir uns mit Georg Fischer unterhalten, der sich als Soziologe an der TU Berlin mit den theoretischen Aspekten der Remixkultur beschäftigt sowie bei Nacht als DJ selbst Hand an’s Remixen legt. Er hat uns mehr zum Thema Urheberrecht in der Musik, dem „Zeitalter des Remix“ und seiner Sichtweise auf traditionelle Ansichten von Kreativität und Innovation erzählt.

Marcus Intalex im Interview: Drum’n’Bass, Berlin, Golf und neues Doppelalbum „Front“/“Back“

trevino-front-back

Marcus Kaye alias Marcus Intalex alias Trevino gibt ein Interview für Das Filter und sagt einige kluge Dinge, vor allem über Aufstieg und Fall des Drum’n’Bass, Berlin als creative hub und über seine Liebe zum Golfsport. Fun fact: Seinen House-Pseudonym Trevino hat er übrigens von dem Golfer Lee Trevino.

Die Hochzeit war Ende der 1990er-Jahre. Aber das ganze Business wurde zu sehr von den großen DJs dominiert. Wenn man im Drum and Bass was reißen wollte, brauchte man Tracks, die die Stars im Zirkus spielen. So landete man schnell bei Formelhaftigkeit. Es ging oft um physische Effekte. Es musste knallen. Für Subtiles war da kaum Platz. Heute gibt es zwar viele Ausprägungen von Drum and Bass, aber das Mainstream-Ende davon ist doch – ehrlich – ziemlicher Müll. Es geht nichts vorwärts. Es gibt noch einen Underground, der ist spannend, aber der ist mittlerweile so underground, den sieht man nicht. Am Ende ist das Genre Drum and Bass verflucht. Wer hört heute noch Musik, die das Label trägt?

[…]

Wenn du mit jemandem sprichst, der voll im Drum-and-Bass-Thema ist, wird er dir bestimmt sagen, dass immer noch was passiert. Was ich nicht abstreiten will, es ist nur einfach nicht mehr so populär. Zu Beginn war Drum and Bass rebellische Musik. Es war gegen das bestehende System. Das verfickt hohe Tempo alleine schon – 175 Schläge die Minute passen mit rein gar nichts zusammen. Bei House, Techno und Dubstep ist das anders. Da spielen sich die Tempi im ähnlichen Bereich ab. Die Stile kannst du alle miteinander mixen. Aber Drum and Bass passt da nicht rein. Dann kommt hinzu, dass gerade in England Drum and Bass heute Pop ist. Es läuft im Mainstream-Radio, Tracks gelangen in die Top Ten. So was kann doch keine rebellische Musik mehr sein.

Trevinos neues Doppelalbum heißt „Front“ bzw. „Back“ und klingt echt nice. Die DnB-Nummern von früher mag ich auch, aber seit „Backtracking“ stehe ich einfach auf seinen sehr charakteristischen Sound als House-Produzent.

 

Zu einer „Ethik des Kopierens“ – Konferenz und Interview

Bei irights.info wurde bereits im Februar d. J. ein spannendes Interview mit Eberhard Ortland veröffentlicht, das um das Verhältnis von Kopiertechniken und Legitimität bzw. Legalität kreist. Ortland ist wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Forschungsgruppe „Ethik des Kopierens“, die an der Uni Bielefeld angesiedelt ist und sozialwissenschaftliche, kulturwissenschaftliche und philosophische Forschung zum Thema Kopie und Kopieren vereint. Im Interview geht Ortland vor allem darauf ein, dass wir viel zu wenig darüber wissen, mit welchen moralischen und kulturellen Einstellungen Menschen kopieren (remixen, faken, zitieren, etc.) und betont dabei insbesondere die internationale, kulturübergreifende Dimension:

Bereits der jetzige Stand dieser Forschung zeigt: In europäischen oder amerikanischen weißen Mittelschichtskulturen herrschen andere Vorstellungen und Wertungen von Kreativität, Originalität oder Kopierpraktiken als bei den Befragten mit afroamerikanischem oder auch asiatischem – chinesischem, indischem, japanischem –  Hintergrund. Aufgrund ihrer unterschiedlichen kulturellen Traditionen beurteilen die Menschen scheinbar gleiche Verhaltensweisen und Phänomene sehr kontrovers.

Die Bielefelder Forschungsgruppe veranstaltet, quasi als Auftakt zu ihrer Forschungsarbeit, Anfang Oktober 2015 eine viertägige Konferenz, deren interdisziplinäres Programm sich äußerst vielversprechend liest. Es sind einige namhafte nationale und internationale Forscher und Forscherinnen aus den verschiedensten Disziplinen dabei, vor allem aus den Rechts-, Sozial- und Kulturwissenschaften.  Ich habe mal eine – ähem – Kopie des Programms und des Flyers hochgeladen. Weitere Informationen zur Konferenz finden sich auch bei der Uni Bielefeld.

Nachtrag 5.10.: Auch Dirk von Gehlen, der selbst ein Buch über die Kopie geschrieben hat, hat Eberhard Ortland sehr ausführlich für seinen Blog interviewt. Sehr schön fand ich zum Beispiel diese Antwort:

Es verändert meinen Blick auf die Skulptur des „Sterbenden Galliers“ im kapitolinischen Museum in Rom, von der heute in aller Welt Abgüsse bzw. Nachgüsse in Gips, Bronze, Kunststein, sowie Repliken in Marmor und anderen Materialien zu sehen sind, wenn ich erfahre, daß es sich bei dieser Figur um eine römische Marmorkopie nach einer im 1. Jahrhundert unserer Zeitrechnung verlorengegangenen hellenistischen Bronzeskulptur handelt, und daß diese römische Kopie ziemlich genau um das Jahr 50 vor unserer Zeitrechnung in Rom gefertigt worden sein muß zur Feier der Siege des römischen Feldherren und späteren Imperators Gaius Iulius Caesar über die Gallier. Die griechische Vorlage war um 225 v.u.Z. in Pergamon in Kleinasien von einem Bildhauer namens Epigonos, über den sonst nicht viel bekannt ist, geschaffen worden für den damaligen König von Pergamon zur Feier von dessen Sieg über die Galater, die in der römischen Rezeption dann eben zu „Galliern“ umgedeutet wurden. Die Kopie bekommt damit einen für uns präzise faßbaren historischen Ort und trägt ihrerseits bei zu unserem Verständnis der damaligen Situation in Rom, im Übergang von der Republik zur Diktatur. Bestimmte Eigenschaften der Kopie können sich gerade im Bezug zu diesem Entstehungszusammenhang als relevant erweisen, wie andererseits die späteren Kopien, in denen die moderne Rezeptionsgeschichte der im frühen 17. Jahrhundert in Rom ausgegrabenen antiken Plastik sich entfaltet, ebenfalls auf ihren historischen Ort und Verwendungszusammenhang zu befragen sind.

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Interview mit „Recht auf Remix“

recht auf remix

Vor etwa zwei Monaten hatte ich bereits die Kampagne „Recht auf Remix“ vorgestellt, die auf der diesjährigen Re:Publica gelauncht wurde. Anfang dieser Woche ist nun ein Interview erschienen, das Leonhard Dobusch, die treibende Kraft hinter Recht auf Remix, mit mir geführt hat. Parallel ist das Interview auch bei netzpolitik.org erschienen. Es geht um Remixkultur, Sampling, Kreativität und das Urhebergesetz. Die letzte Frage zielte übrigens auf meinen „Lieblingsremix“ und ich muss gestehen, dass mich dies etwas ins Grübeln brachte, weil Remixing im DJ-Sektor ja ein derart verbreitetes Marketinginstrument ist (siehe auch Daft Punks „Get Lucky“), dass ich Remixes eigentlich als ganz normale, sozusagen „originale“ Tracks höre – und nicht als Remix. Insofern war’s etwas schwer, etwas Passendes herauszusuchen. Ich hab mich dann, um mich aus der Affäre zu ziehen, für den „breiten“ Remixbegriff entschieden, der auch andere transformative Werke miteinschließt. Und mich für Larry Golds großartige Version von Booka Shades „Night Falls“ entschieden. Hier mal Original und Version im Vergleich: