17.04.2014: Remix und Sampling bei „Noises“ in Koblenz

Am 17. April 2014 bin in Koblenz eingeladen, um im Rahmen der Noises /ˈnɔɪzɪz/ Reihe einen Vortrag über „Remix und Sampling“ zu halten. In dem Vortrag möchte über die Innovation des Samplings und seine historische Entwicklung, aber auch über den Zusammenhang von Kreativität und Urheberrecht sowie über die Kampagne „Recht auf Remix“ sprechen. Anschließend wird der Remix-Film „R.I.P.! A Remix Manifesto“ gezeigt und es gibt zum Ausklang der schönen Veranstaltung noch eine Silent Disco, wo ich auch auflegen werde… Die Jungs und Mädels von Noises /ˈnɔɪzɪz/ haben letztes Jahr im Juni schon ein spannendes dreitägiges Festival mit dem gleichen Namen auf die Beine gestellt und nun eine monatliche Reihe zu Klang- und Remixkulturen konzipiert, die mit der Veranstaltung zu Remix und Sampling starten wird. Da ist natürlich große Vorfreude meinerseits, auch auf die Silent Disco, das wird auch für mich eine Premiere!

Plakat-noises-A3_web

Aus dem Ankündigungstext:

„Im April startet die /ˈnɔɪzɪz/-Veranstaltungsreihe mit dem Thema Remix und Sampling: DJ-Lecture des Diplomsoziologen und DJs Georg Fischer, Film, DJ-Set. 

Der Berliner DJ und Soziologe Georg Fischer wird in das Thema mit einem multimedialen Vortrag, quasi einer DJ-Lecture, einführen. Da er sowohl seine Diplomarbeit über „Kreativität und Innovation des Sampling“ geschrieben hat, als auch nebenbei unter seinem DJ-Pseudonym Ghost Notes Parties veranstaltet, ist er der ideale Mann für den Job. Unter anderem wird also das kreative Potential aufgezeigt, aber auch die medienrechtlichen und medienethischen Probleme werden nicht unter den Tisch gekehrt. Thematisiert werden auch die Sounds der jeweiligen Technologien, wie zum Beispiel der des Plattenspielers oder des Tonbands. Georg wird auf abwechslungsreiche und anschauliche Weise durch den Abend führen.

Im Anschluss an den Vortrag wird die Doku „RIP! A Remix Manifesto“ gezeigt werden. Der kanadische Regisseur und Internet-Aktivist Brett Gaylor polemisiert in diesem Film gegen das derzeitige Urheberrecht und attackiert die Praktiken von Großkonzernen, die den Großteil der Musik und Patente dieser Welt kontrollieren. Der Film ist ein Manifest für die Copyleft-Kultur. 

Um den Abend abzurunden, wird Georg unter seinem DJ-Pseudonym Ghost Notes auftreten und seine ganz eigene Mischung aus House, Hip-Hop, Breakbeats, Funk und Bassmusic präsentieren. Es wird also jeder auf seine Kosten kommen und auch einige Remix-Klassiker werden sich in dem Set wiederfinden. Dabei ist seine Performance Teil der Silent-Disco des Circus Maximus. 

Wer mehr wissen will kann sich auf folgenden Links informieren
https://jaegerundsampler.wordpress.com/
http://ripremix.com/
https://soundcloud.com/ghostnotesberlin
19.00 Uhr Eintritt frei (auch für die anschließende Silent Disco)*“

recht auf remix

Everybody wants to be the dish jockey!

dishjockeySue Teller bekommt Gesellschaft, vom Dish-Jockey… keiner hantiert so schön wie er mit den Platten-Tellern!

The Eclectic Method – A brief history of sampling

Sampling reflexiv: The Eclectic Method, ein verdientes Mashup-Duo aus Großbritannien, das vor allem an der Schnittstelle von visuellen und auditiven Medien bastelt, hat ein kleines, aber feines Video online gestellt. Es geht um die Geschichte des Samplings, aber nicht narrativ von einer Person erzählt, sondern als Zusammenschnitt von Aussagen, Samples und Platten einflussreicher Musiker. Hat man alles so ähnlich schon mal woanders gesehen bzw. gehört, aber halt noch nicht so. Viel Spaß!

Das sind doch Peanuts!

Eine kleine Sammlung aus Originalen und Mashups:

am 19.02.14 sind die Peanuts als Velvet Underground neu dazu gekommen:

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01 buying records

02 real proud of my record collection03 linus_peanuts_records - 320

schröder_wu_tang_32004 meet_schroeder_32005 schroeder turntable 320

Logo of Schroeder 1200

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snoopy107 mark-drew-wanna-hear-wu-tang320 08 mark drew Charly Brown 320Die untersten beiden stammen aus der Ausstellung  „Deez Nuts“ von Mark Drew.

Hier gibt’s noch mehr HipHop flavoured Peanuts Stuff.

legitmix.com: Das iTunes für Mashups?

Das Internet ist nicht nur Hort für Katzenbildchen oder Pornografie sondern auch voll von Mashups und Remixen. Am heimeigenen Computer mal die eigenen Lieblingslieder zu neuen Medleys zusammenschustern? Heutzutage kein Problem. Oder vielleicht ein paar Beats mit Samples von Rihanna, Pink Floyd und Peter Maffay zu knackigen Mashups pimpen? Zugegeben, nicht alles was technisch machbar ist, ist musikalisch auch erträglich. Trotzdem gab es in den letzten Jahren viele aufregende und erfolgreiche Mashups. Bestes Beispiel ist das berühmt-berüchtigte »Grey Album«, für das der US-amerikanische DJ Dangermouse die Acapellaspuren von Jay-Z’s »Black Album« mit den Songs vom legendären »White Album« der Beatles kreuzte. EMI, die Plattenfirma der Beatles, suchte mit allen Mitteln die Verbreitung zu verhindern. Es änderte nichts daran: Das »Grey Album« mauserte sich von einem Geheimtipp der Szene zu einem weltweiten Erfolg. Und brachte Dangermouse gleichzeitig eine Menge Ärger ein, denn seine Tracks waren ohne Erlaubnis der Plattenfirmen ins Netz gestellt worden. Bis heute ist die Rechtslage so, dass derartige Mashups ohne Genehmigung der Rechteinhaber nicht veröffentlicht werden dürfen, geschweige denn, dass sie vom Remixer kommerziell verwertet werden können.

Was vor allem die Majorlabels der Musikindustrie als Angriff auf ihr geistiges Eigentum betrachten, könnte sich für sie mit einer ausgeklügelten Erfindung jedoch bald finanziell rentieren. Grund dafür ist ein ehrgeiziges Start-Up aus dem kanadischen Ottawa, das es sich zum Ziel gemacht hat, Sample basierte Musik wie Remixe, Mashups oder DJ-Blends auf ihrer Plattform zum Verkauf anzubieten – und das vollkommen legal! Der Clou von Legitmix besteht darin, die beschriebene Problematik des Sample-Clearings mit einem Trick zu umgehen: Statt ein Mashup, das wie unser Beispiel aus Samples von Rihanna, Pink Floyd und Peter Maffay besteht, als fertiges Produkt anzubieten, verkauft Legitmix eine Art Bauanleitung, mit der das Mashup aus den MP3’s der eigenen Musiksammlung automatisch nachgebildet wird. Als Konsument braucht man also nur noch über die benutzten Tracks zu verfügen. Alles weitere erledigt die Software.

Legitmix

Im Interview erklären die beiden Gründer von Legitmix, Omid MacDonald und Booker Sim, was der Anlass für die Gründung ihres Unternehmens war. Vor einigen Jahren wollte Booker eine Dokumentation über die Untergrundkultur der New Yorker HipHop-Szene auf DVD veröffentlichen. Bis auf die Lizenzierung der Hintergrundmusik war alles bereits fertig. Das Sample-Clearing stellte sich jedoch als Riesenproblem heraus, denn die einzelnen Tracks basierten mitunter auf vielen verschiedenen Samples, die alle einzeln hätten geklärt werden müssen. Neben dem obligatorischen Papierkram, der bei diesen Lizenzierungen anfällt, hätte das Procedere auch enorm viel Geld verschlungen: »Allein die Verwendung eines einzigen Tracks hätte mehrere hundert tausend Dollar gekostet,« berichtet Booker und runzelt dabei die Stirn, »weil so viele Parteien an diesem einzigen Track beteiligt waren. Das war wirklich eine herbe Niederlage.«

Letztendlich musste sich Booker für andere Hintergrundmusik entscheiden. Sein Kumpel Omid, der zu dieser Zeit schon als Software-Entwickler arbeitete, fand das Problem ziemlich ungewöhnlich. Er fragte sich, ob nicht eine technische Lösung Abhilfe schaffen könnte. »Die Technologie ermöglicht eine Menge unserer kreativen Arbeit. Auf der anderen Seite wird diese Arbeit durch das herkömmliche Rechtsmodell und die umständliche Praxis des Sample-Clearings aber wieder eingeschränkt,« kritisiert der Software-Entwickler. So schmiedeten Omid und Booker einen Plan: Sie entwickelten die Vision von einer Art iTunes für Remixe und Mashups. Über mehrere Jahre hinweg wurde an dem Algorithmus getüftelt, 2011 schließlich ging die Website legitmix.com endlich online.

Legitmix

Als Musiker kann man dort nun sein Mashup oder seinen Remix wie bei Bandcamp anbieten. Man muss lediglich angeben, welche Samples verwendet wurden, alles weitere erledigt das Software-Applet. Ein Remixer kann auf diesem Wege legal seine kreative Leistung verkaufen, ohne die Rechte der gesampelten Musiker anzutasten. Ganz im Gegenteil: Hat der Konsument die benötigten Lieder nicht in seiner iTunes-Bibliothek oder auf der Festplatte, kann er sie über Legitmix unkompliziert nachkaufen. Indem der Remixer den Verkauf seiner Tracks vorantreibt, hilft er indirekt also auch den gesampelten Künstlern. Die Idee ist eigentlich sehr einfach. Fast zu einfach, möchte man meinen. Ist da wirklich vorher noch niemand darauf gekommen? Die beiden smarten Kanadier lachen. »Nein, soweit wir wissen, sind wir die Ersten, die über Software einen Sample basierten Track wieder in seine Einzelteile zurückrechnen lassen und dann die Bauanleitung dazu verkaufen.«

Dass es Angebote wie Legitmix gibt, ist Zeichen für die Etablierung von Komplementärunternehmen rund um das Sampling. Seit Biz Markie und De La Soul nehmen auch und gerade Musikanwälte Einfluss darauf, welche Tracks mit welchen Samples veröffentlicht werden können, ohne juristische Probleme fürchten zu müssen. Umgekehrt haben sich auch Abmahnanwälte auf die Identifizierung und Anzeige von Gewinn versprechenden Samples verlegt. Legitmix platziert sich nun genau in dieser Nische, indem es eine Alternative zum müßigen Verfahren des Sample-Clearings anbietet.