Everything is a Remix – Neues Video zu „Fair Use“

Der Filmemacher Kirby Ferguson war schon öfters mit seiner „Everything is a Remix“-Serie hier im Blog. In seinem neuesten Video gibt er wieder einmal den Erklärbär: diesmal zum Thema „Fair Use“, das ja im deutschen Rechssystem so nicht existiert, für das sich aber die Initiative „Recht auf Remix“ stark macht (Sampling ist hier natürlich auch mitgedacht).

Kurz gesagt: Fair Use ist eine Ausnahmeregelung, die beispielsweise im US-amerikanischen Copyright Law verankert ist, und nicht autorisierte Kopien unter bestimmten Umständen genehmigt, beispielsweise für Bildungszwecke oder Zitationen. Bei Wikipedia findet sich diese brauchbare Auflistung:

Fair Use besagt, dass die Wiedergabe urheberrechtlich geschützten Materials zum Zwecke der Kritik, der Stellungnahme, der Berichterstattung, der Bildung und der Wissenschaft keine Urheberrechtsverletzung darstellt. Ob eine Verwendung urheberrechtlich geschützten Materials angemessen ist oder nicht, ist im Einzelfall nach folgenden Kriterien abzuwägen:

  1. Zweck und Art der Verwendung (gewerbsmäßig oder nicht; umgestaltende Nutzung oder nicht (sog. transformative use))
  2. Art des urheberrechtlich geschützten Werks
  3. Umfang und Bedeutung des verwendeten Auszugs im Verhältnis zum ganzen Werk
  4. Auswirkung der Verwendung auf den Wert und die Verwertung des geschützten Werks

Everything is a Remix – The Force Awakens

Everything is a Remix

Everything is a Remix ist wieder da. Für die aktuelle Episode dekonstruiert der Filmemacher Kirby Ferguson den aktuellen Star Wars-Film in seine Bestandteile. Wie immer toll und informativ anzusehen. Ferguson analysiert dabei insbesondere die Balance zwischen Neuheit (novelty) und Bekanntheit (familiarity), die Hollywood bei Produktionen zu halten versucht.

The remix method of copying, transforming and combining is definitely used in The Force Awakens, as well as the other works of JJ Abrams. Is remixing a weak point in The Force Awakens? Is the remix method growing stale? Have we reached the limits of remixing?

 

SUPERCOPY – Festival der Samplingkultur, 7.-10. Mai in Mannheim

supercopy-banner

Ein richtig tolles und informatives und spannendes und unterhaltsames Festival zur Kultur des Samplings steht bevor: Es trägt den großartigen Namen SUPERCOPY und findet am zweiten Maiwochenende in verschiedenen Locations in Mannheim statt. Es gibt Vorträge, Workshops, Konzerte, DJ-Sets, Ausstellungen und am Samstag sogar ein eigenes Symposium, veranstaltet vom Institut für deutsche Sprache Mannheim. Am Sonntag wird außerdem der Film über den berühmt-berüchtigten Kunstfälscher Beltracchi gezeigt. Das Programm dreht sich also in vielfältiger Weise um die Kunst des Kopierens und möchte zahlreiche Aspekte beleuchten: Plagiate, Nachahmung, Neuschöpfung, Originalität, Remix Culture, Rekontextualisierung, die Spannung zwischen Alt und Neu oder Probleme mit Urheberrechten bzw. Copyrights.

Die Website ist – dazu passend – ein Tumblr: supercopy-festival.tumblr.com

Hier mal ein Auszug aus Pressetext und Programm:

3,5 Milliarden Jahre Sampling. Ohne Wiederholung und Variation gäbe es keine Evolution und schon gar keine Plattenspieler und Sampler, keine digitale Textverarbeitung und auch kein Copyright. Kopiert wurde schon immer, aber erst seit der digitalen Revolution ist der Kampf so richtig entbrannt um das geistige Eigentum, „das Öl des 21. Jahrhunderts“, wie der Milliardär und Medienunternehmer Mark Getty sagt.

Die ganze Welt auf einem ipod! Nie zuvor hatten wir Zugang zu mehr Werken der Kultur als heute, und nie zuvor war mehr davon im Besitz privater Hände. Das interdisziplinäre Festival SUPERCOPY widmet sich in seiner ersten Ausgabe dem wandelnden Verhältnis von Original und Kopie in Kunst, Technologie und Ökonomie. An vier Tagen präsentiert SUPERCOPY in Mannheim internationale Konzerte, Filme, Performances, Ausstellungen, Workshops und Vorträge an verschiedenen Orten der Stadt.

Vor 40 Jahren erfanden DJs in der South Bronx die ersten Breakbeats und eroberten sich mithilfe billiger japanischer Elektronik die Musik von der Industrie zurück. Was an den Rändern der Gesellschaft begann, ist heute allgegenwärtig: Die Popmusik ist gründlich durchgesampelt, aber auch Literatur, Mode, Film und die Welt der Bilder. Auf Youtube und hundert weiteren Plattformen im Netz und in der materiellen Welt arbeiten die neuen Prosumers an der Auflösung der Grenzen zwischen Konsum und Produktion, Plagiat und Zitat, Kunst und Trash, innovativ und retro, genial und dilettantisch, meins und deins. Was kommt nach Original und Kopie? SUPERCOPY.

 

Kutiman Orchestra - TLV1

Kutiman Orchestra – TLV1

SUPER PROGRAMM

Donnerstag, 7. Mai

18:00 Uhr / zeitraumexit / Kantine / ERÖFFNUNG DES FESTIVALS

18:00 – 21:00 Uhr / zeitraumexit / Kantine / EVERYTHING IS A REMIX – Ausstellung

19:00 Uhr / zeitraumexit / KOPIEREN ALS KULTURTECHNIK – Vortrag

21:00 Uhr / Alte Feuerwache / YOUR BROTHER. REMEMBER? – Performance

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Freitag, 8. Mai

15:00 – 20:00 Uhr / zeitraumexit /  Kantine / EVERYTHING IS A REMIX – Ausstellung

20:00 Uhr / zeitraumexit / Kubus / SPLITTER – Performance

20:00 – 21:30 Uhr / Alte Feuerwache / TWIT ONE & HULK HODN SAMPLING WORKSHOP

23:00 Uhr / Alte Feuerwache / RADIO LOVE LOVE – DJ-SET

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Samstag, 9. Mai

10:00 – 16:00 Uhr / Alte Feuerwache / KEINE ANGST VOR DER KOPIE – Symposium

15:00 – 20:00 Uhr / zeitraumexit /  Kantine / EVERYTHING IS A REMIX – Ausstellung

16:30 – 18:00 Uhr / Alte Feuerwache / Studio / WAS DARF DIE WISSENSCHAFT – Vortrag

18:30 – 20:00 Uhr / Alte Feuerwache / Studio / FALK SCHACHT & KUTIMAN – Vortrag & Gespräch

20:00 Uhr / zeitraumexit / SPLITTER – Performance

21:00 Uhr / Alte Feuerwache / Halle / KUTIMAN ORCHESTRA

23:00 Uhr / Alte Feuerwache / Halle / FALK SCHACHT DJ-SET, SUPPORT: SONDERSKOOLER

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Sonntag, 10.Mai

14:00 – 15:00 Uhr / Institut für Deutsche Sprache / Vortragssaal / MARTIAL ARTS – Podiumsdiskussion

15:00 – 20:00 Uhr / zeitraumexit /  Kantine / EVERYTHING IS A REMIX – Ausstellung

15:00 / Odeon Kino / KUNST IST EINE LÜGE, DIE UNS DIE WAHRHEIT ERKENNEN LÄSST &
BELTRACCHI – DIE KUNST DER FÄLSCHUNG – Vortrag und Film

18:00 Uhr / zeitraumexit / HATE RADIO – Film

20:00 Uhr / zeitraumexit / HISTORY WILL NOT REPEAT ITSELF – Gespräch

Radio Love Love (c) Jeremy Fueser

Radio Love Love (c) Jeremy Fueser

Sampling ist die zentrale Kulturtechnik des beginnenden 21. Jahrhunderts. Supercopy ist das erste Festival der Samplingkultur und demwandelnden Verhältnis von Original und Kopie in Kunst, Technologieund Ökonomie gewidmet. An vier Tagen präsentiert Supercopy inMannheim internationale Konzerte, Performances, Ausstellungen,Workshops und Vorträge.

Ein Festival von Jan-Philipp Possmann und der Alten Feuerwache Mannheim in Kooperation mit

ZEITRAUMEXIT e.V.

und

INSTITUT FÜR DEUTSCHE SPRACHE
VEREIN FÜR VISUELLE KUNST UND JETZTKULTUR
DEM BEAUFTRAGTEN FÜR KULTUR- UND KREATIVWIRTSCHAFT DER WIRTSCHAFSTFÖRDERUNG DER STADT MANNHEIM
STADTBIBLIOTHEK MANNHEIM
INSTITUT FÜR MEDIEN- UND KOMMUNIKATIONSWISSENSCHAFT DER UNIVERSITÄT MANNHEIM
CLUSTERMANAGEMENT MUSIKWIRTSCHAFT
BASF KULTURMANAGEMENT

Recht auf Remix: Kampagne auf der re:publica gestartet

Am 7. Mai hat die Digitale Gesellschaft auf der diesjährigen re:publica ihre Kampagne „Recht auf Remix“ ins Leben gerufen. Das Ziel des Projekts ist, eine breite gesellschaftliche Debatte zu den rechtlichen Barrieren für niedrigschwellige Kreativität bei digitalen Inhalten anzuschubsen, z. B. bei Mashups, Videos, Foto-Remixes, etc. Natürlich spielen die rechtlichen Rahmenbedingungen auch und gerade beim Sampling in der Musik eine entscheidende Rolle, wie vor allem die Geschichte des HipHop und Sample-Clearing in den Neunzigern zeigt. Der Publizistik Dirk von Gehlen, der auch bei „Recht auf Remix“ mitmischt, hat diese Vorgehensweise des digitalen Schöpfertums passenderweise als „kreative Kopie“ bezeichnet.

Hier ein Auszug aus der Pressemitteilung, die das Vorhaben „Recht auf Remix“ auf den Punkt bringt:

„Mit dem Internet sind Remix und andere Formen kreativer Kopie Teil des kommunikativen Alltags breiter Bevölkerungsschichten geworden. Im aktuellen Urheberrecht sind Remix und Remixkultur allerdings nicht vorgesehen. Markus Beckedahl, Vorstand des Digitale Gesellschaft e. V., sieht deshalb Handlungsbedarf: “Ein Recht auf Remix ist inzwischen eine grundlegende Voraussetzung für die Kunst- und Meinungsfreiheit in einer digitalen Gesellschaft.

Die derzeitige Rechtslage sei zum Nachteil aller Beteiligten: Wer Werke verändert und anderen zugänglich macht, riskiert abgemahnt zu werden, gleichzeitig bekommen die Urheber der verwendeten Werke keine Vergütung. Der Vorschlag des Digitale Gesellschaft e.V. sieht stattdessen ein Bündel aus drei vergüteten Kreativitätsrechten vor:

  • Das Recht, Werke bei der Nutzung zu verändern und das Ergebnis öffentlich zugänglich zu machen. (Pauschalvergütetes Transformationsnutzungsrecht – Beispiel: Hintergrundmusik im Handy-Video)
  • Das Recht, Remixes von bestehenden Werken zu erstellen und diese öffentlich zugänglich zu machen. (Pauschalvergütetes Remixrecht – Beispiel: Fake-Trailer einer Fernsehserie)
  • Das Recht, gegen Zahlung einer angemessenen Vergütung, Remixes auch kommerziell zu verwerten. (Lizenzpflichtiges Remixverwertungsrecht – Beispiel: Verkauf von Musik-Mashup via iTunes)“

Hier kann man sich für die Petition eintragen. You gotta fight… for your right… to remix…

recht auf remixUnd hier erklärt Leonhard Dobusch, einer der treibenden Kräfte hinter „Recht auf Remix“, was die Kampagne erreichen will:

Everything is a Remix #4 – System Failure

Im lang erwarteten vierten und letzten Teil von Everything is a Remix wird der gute Kirby Ferguson fast nochmal ein wenig philosophisch. Diesmal geht’s um das (Miss-)Verhältnis von geistigem Eigentum und Kreativität bzw. Innovation. Gerade rechtzeitig zu den Abkommen mit den vier Buchstaben (PIPA, SOPA, ACTA, DMCA, etcpp.) möchte man meinen. Neben parasitären Erscheinungsformen wie Sample- und Patent-Trolls kriegen diesmal auch Steve Jobs und Walt Disney ihr Fett weg. Das Transkript gibt’s hier. In jedem Fall ein netter Abschluss der sehenswerten Reihe, wenn auch nicht mehr ganz so fresh wie die ersten beiden Teile.

 

Eine gute Studie der von Disney recycleten Comics gibt’s bei den VVVersions von Oliver Laric. Für weitere Videos bitte hier entlang.