Ende April 2014 war ich Teilnehmer einer sehr inspirierenden und thematisch breiten Konferenz zur klanglichen Dimension von Musik, die am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in Berlin veranstaltet wurde. In drei intensiven Tagen beschäftigten wir uns mit den Auswirkungen von „Sound“ hinsichtlich seiner emotionaler Wahrnehmung und Bedeutung. Was mir an der Konferenz am besten gefallen hat, war die Breite der Vorträge: Von spätantiker Musik über den Ragtime bis zu aktuellem Atmodesign im Radio, von Geräuschen und Heavy Metal bis zum rauhen Klang des 90er-Jahre-HipHop, von klassischen musikwissenschaftlichen Ansätzen über historische, soziologische und psychologische Aspekte wurde den Grundpfeilern einer umgreifenden „Soundwissenschaft“ nachgespürt. Vielen Dank nochmal an das Team der Forschungsgruppe „Gefühlte Gemeinschaften? Emotionen im Musikleben Europas“ vom MPI für Bildungsforschung für eine hervorragend organisierte Konferenz! Ich verweise in diesem Zusammenhang auch noch auf den dieser Gruppe nahestehenden und sehr lesenswerten, internationalen Forschungsblog „Pophistory“.
Erst am Ende der Tagung ist mir übrigens aufgefallen, wie gut mein eigener Bildschirmhintergrund am Notebook eigentlich das Thema „Musik und Emotion“ reflektiert: Eine nachträglich kolorierte Aufnahme des Saxofonisten Big Jay McNeely, fotografiert von Bob Willoughby in einer Konzertsituation von 1953. Hatte ich hier auch schon mal verbloggt.
Tagungssprogramm (offizielles PDF)
Donnerstag, 24.04.14
13.00 – 14.30 Uhr: Registrierung
14.30 – 15.30 Uhr: Begrüßung und Einführung
Sven Oliver Müller, Tim Biermann, Anabelle Spallek, Henning Wellmann (MPI für Bildungsforschung)
15.30 – 16.30 Uhr: Keynote
Prof. Holger Schulze (Berlin) – Widerstand und Klang: Zur Kulturtheorie schallbrechender Gemeinschaften
16.30 – 17.00 Uhr: Kaffeepause
17.00 – 19.00 Uhr: Panel 1: Methodisch-theoretische Perspektiven
Chair: Marie Louise Herzfeld-Schild (Berlin)
Hauke Egermann (Berlin) – Empathie als Vermittler zwischen Ausdruck und induzierten Emotionen in der Musikrezeption
Anna Schmidt (Göttingen) – Audiosphären – Atmosphären in Hörbeziehungen
Karim Weth (Wien) – Klang und Emotion: Ansätze aus der Timbreforschung
19.00 Uhr: Abendessen
Freitag, 25.04.14
10.00 – 12.30 Uhr: Panel 2: Subjektbildung durch Sound und Klang
Chair: Henning Wellmann (Berlin)
Jens Gerrit Papenburg (Berlin) – Exzentrik und Synkopierung. Subjekte des Ragtime um 1900
Lisa-Marian Schmidt / Carsten Heinze (Berlin/Hamburg) – Der Klang der Moderne: Industrial Music Culture vom Underground zum Mainstream am Beispiel von Throbbing Gristle und Psychic TV
Brigitte Simon (Wien) – Der Heavy Metal Sound und das “White, Male, Working Class”-Image
Svenja Rokitta (Berlin) – Zur Ästhetik des Virtuellen: Das Déjà-entendu in der Musik
12.30 – 14.00 Uhr: Mittagessen
14.00 – 16.00 Uhr: Panel 3: Klangmaterialitäten
Chair: Luis-Manuel Garcia (Berlin)
Felix Gerloff / Sebastian Schwesinger (Berlin) – »Wir tanzen wie Maschinen, im Rhythmus der Maschinen« Die Materialität des Klanglichen im Detroit Techno als Disponent prototypischer emotionaler Erfahrungen der Clubkultur
Axel Volmar (Siegen) – Nostalgie, Distinktion und die Erhabenheit der Technik. Affektbeziehungen zwischen Menschen und Musiktechnologien in der High-end Audio Kultur
Martin Hoffmann (Kissing) – Die venezianische Mehrchörigkeit – Zum Verhältnis von Emotion, Klang und Raum an San Marco
16.00 – 16.30 Uhr: Kaffeepause
16.30 – 18.30 Uhr: Panel 4: Klangpraxis – Doing Sound
Chair: Tim Biermann (Berlin)
Christian Müller (Freiburg) – Doing Jazz – Zur Konstitution einer kulturellen Praxis
Georg Fischer (Berlin) – „Keep it real!“ Die Rolle des Klangs in der Samplingkultur des Hip Hop
Jan Drees (Wuppertal) – Audioflow – Atmodesign als Instrument der HörerInnen-Bindung im Popkulturradio
19.00 Uhr: Abendessen
Samstag, 26.04.14
10.00 – 12.00 Uhr: Panel 5: Klang – Politik – Geschichte
Chair: Anabelle Spallek
Jutta Günther (Saarbrücken) – …von Instrumenten des Irrwahns umlärmt – Wie wirkt Musik und Performanz auf den spätantiken Mensch?
Cornelia Bartsch (Basel) – Die (freie) Fantasiermaschine – zur Konservierung des musikalisch ‚Wilden‘ im Geiste der europäischen Aufklärung
Bodo Mrozek (Berlin) – Heulbojen und Geräuschathleten: Musik als Lärm. Die Debatte um die somatische Wirkung von Klang in den 1950er Jahren.
12.00 – 13.30 Uhr: Mittagessen
13.30 – 15.00 Uhr: Abschlussdiskussion
Jochen Bonz (Innsbruck)
Luis-Manuel Garcia (Berlin)
Holger Schulze (Berlin)
Bianca Ludewig (Innsbruck)
Ort: Max-Planck-Institut für Bildungsforschung, Lentzeallee 94 14195 Berlin.
Termin: 24.-26.04.14